BILDHAUEREI - INSTALLATION
Ich bin eine überwiegend figürlich arbeitende Bildhauerin. Die seit dem Mittelalter bestehende Tradition, mithilfe der Bildhauerei zu kommunizieren, Situationen, Gefühle und Geschichten darzustellen und zu „übersetzen“,
ist auch mein gestalterischer Ansatz.
Gelungen ist für mich eine Skulptur, wenn sie Assoziationen in den Köpfen der Betrachter*innen auslöst und sie zu ihren eigenen, inneren Bildern, Gefühlen oder Geschichten führt.
Das muss nicht immer harmonisch sein; auch ein Widerspruch ist eine Korrespondenz mit der Skulptur.
Mir geht es immer um die Tiefe im Ausdruck. Objekthaftigkeit, Ästhetik um der Dekoration willen, ist nicht meine Absicht. Das erfordert oft ein Ringen um die Form - im Ganzen und im Einzelnen.
Der Gesichtsausdruck, die Hände, Füße,
sowie die Köperhaltung bei einer menschlichen Figur sind für mich das Zentrale, Ausdrucksstärkste in der Skulptur.
Auf bestimmte feine oder gefällige Ausarbeitung verzichte ich, wenn dafür ein kraftvoller Ansatz stimmt.
Das Material Holz, das sich mir mitunter ebenso widerständig präsentiert, wie es die dreidimensionale Verwirklichung eines Themas sein kann, beeinflusst ebenfalls Planungen. Nicht selten muss ich von der der Ursprungsidee abweichen oder eine materialgerechtere Anpassung vornehmen.
Dadurch ist das „Hölzerne“ des Materials auch im Ausdruck der Figuren sichtbar.
Bronzearbeiten entspringen immer dem Wunsch, „etwas für die Ewigkeit“ herzustellen zu wollen. Dabei stellt sich die Frage, was es wert ist,
dauerhaft in Bronze gegossen zu werden, da der Herstellungsprozess
in der Gießerei ein aufwändiger ist.
Das Schöne an der Vorbereitung einer Bronzeskulptur ist für mich
das Anfertigen eines Modells in Plastillin, Ton oder Wachs.
Das Modellieren ist für mich eine sehr fließende, fast meditative Tätigkeit. Durch das Hinzufügen oder Wegnehmen der Modelliermasse kann ich nicht nur die Form leichter korrigieren, sondern auch inhaltlich schneller gestalten als beim Holzhauen. Ideen und Gruppen sind unmittelbarer darstellbar.
Das Skizzenhafte im Modell wirkt später authentisch in Bronze und gibt beides wieder: das Momenthaft als auch das Dauerhafte.
Das Abgießen von Formen in Bronze ist immer wieder ein spannendes, beinahe mystisches Vorgehen. Bronzeskulpturen sind im Charakter, aufgrund ihrer Patinierung, oft „düsterer“, „schwerer“ im Ausdruck. Aber das umfasst für mich auch ihre besondere, geheimnisvolle Aura.
Mit den Möglichkeiten der klassischen Bildhauerei gerate ich bei manchen Projekten an gestalterische Grenzen. Das Bedürfnis, auf gesellschaftspolitische Fragestellungen oder zeitgenössische Strömungen zu reagieren, hat mich, neben Holz und Bronze, zu anderen Materialien, gelegentlich auch zu anderen Dimensionen geführt.
Ein thematisch roter Faden ist dabei für mich die Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden, Gewalt, Migration und Überleben, Diskriminierung von Frauen.
Entwurf für ein Mahnmal
Das Thema Migration beschäftigt mich sehr. Immer schon haben sich Menschen auf den Weg gemacht, um Krieg und Gewalt zu entfliehen, oder ihre sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen zu verbessern. Damals wie heute prallten Kulturen aufeinander, die sich unter Umständen in unterschiedlichen Umgangsformen und Denkweisen zeigen und Schwierigkeiten nach sich ziehen.
Die Installation widmet sich dem immer noch aktuellen Thema der Flucht über das Mittelmeer und seinen tödlichen Folgen.
Die über 4 Meter hohe und ca. 5 Meter breite Installation, bestehend aus Silhouetten fallender Körper aus Styropor, assoziieren die Leichenberge der ertrunkenen Menschen im Mittelmeer. Zwischen den aufgetürmten Massen bewegen sich die Besucher:innen wie auf dem Grund des Meeres zwischen den Ertrunkenen. Unterwassergeräusche verstärken dieses Gefühl.
Die Installation will die Brutalität der Fluchtroute über das Mittelmeer greifbarer werden lassen und verbindet sich mit dem unbedingten Appell, Migration nach Europa sicherer und menschenwürdiger zu regeln.
Mir ist der Aspekt der Mitmenschlichkeit wichtig. Die Kunst stellt für mich ein Medium dar, das einerseits thematisch direkt, und andererseits „erträglich ästhetisch“ in Beziehung zu den Betrachter:innen treten kann.